Selbstbeschreibung
Aufgrund einer Schlafstörung (Narkolepsie) begann ich 1996 Amphetamine zu konsumieren. Schon beim ersten Mal hatte ich ein unbeschreibliches Hochgefühl. Ich dachte mir: "Endlich kann ich alles leisten.".
Ich begann recht schnell immer mehr zu wollen. Schon bald dachte ich, dass es nicht mehr ohne Amphetamine geht. Ich entfernte mich immer mehr von meinem Freundeskreis, verbrachte fast meine ganze Zeit zuhause und reparierte Computer und andere elektronische Geräte.
Ich ging fast nur noch zum Zigaretten kaufen vor die Tür.
Es vergingen 22 Jahre, in denen ich fast nur für die Drogen lebte und kaum noch Kontakt zu meiner Familie hatte.
In den letzten Jahren verlor ich dann noch meinen Führerschein und fiel der Polizei durch Drogendelikte auf.
Ich stand kurz vor der Inhaftierung. Zum Schluss war ich überwiegend depressiv: Scheiß Wohnung, scheiß Leben - alles scheiße!
Bei meiner vorletzten Gerichtsverhandlung bekam ich die Wahl zwischen Gefängnis und Therapie. Ich entschloss mich natürlich zur Therapie, ohne zu wissen ob sich dadurch irgendetwas verbessert. Zu diesem Zeitpunkt hielt ich mich immer noch nicht für süchtig, obwohl mir klar war, dass mein Konsum nicht ganz normal sein konnte.
Ich ging aber auch mit Neugier zur Therapie. Ich konnte mir die Therapieeinrichtung auswählen. Da ich wusste, dass ich das Wort Struktur nur aus dem Lexikon kenne, entschied ich mich für die Altburg in Daun. Angeblich sollte es dort sehr streng zugehen, mit besten Erfolgschancen.
Das war bis dahin die beste Wahl meines Lebens!
Nach zwei Wochen verstand ich zum ersten Mal, was Sucht ist und wozu ich meine Droge einsetzte.
Nicht nur (wie ich bis dahin glaubte) zum wach sein, sondern für viele Dinge wie z.B. verdrängen von Problemen, Gefühle abschalten, der Realität entfliehen usw. Ich lernte mit der Zeit mich selbst kennen, den Umgang mit Problemen und viele weitere Dinge für ein glückliches und suchtmittelfreies Leben.
Die Altburg, die Therapeuten und alle anderen Mitarbeiter sowie Patienten werden immer einen Platz in meinem Herzen tragen, denn hier hat mein Leben erneut begonnen. Damit war es natürlich noch nicht getan.
Nach sechs Monaten Therapie hängte ich noch vier Monate Adaption in Daun dran, um mich langsam an die Außenwelt heran zu tasten. Zurück im Saarland zog ich in eine andere Stadt, um mein altes Umfeld zu verlassen. Nahtlos wechselte ich in die Nachsorge zur Caritas, wo ich weiter an mir arbeiten konnte.
Nach kurzer Zeit drückte die Einsamkeit schwer auf mein Wohlbefinden, also ging ich zur Selbsthilfe. In der Selbsthilfe (bei den Guttemplern) bin ich auch geblieben. Ich freue mich immer auf die Treffen und bin seitdem auch in der Suchtselbsthilfe engagiert. Anfangs war es schwierig, aber die Therapeuten haben mir die wichtigsten Grundschritte beigebracht. Ich bin noch lange nicht fertig mit lernen. Und ich denke das wird auch immer so bleiben. Eines ist mir jedoch klar geworden - es lohnt sich.
Herausforderungen/Besonderheiten
Ich will mein Leben besser strukturieren und bis Mitte 2021 einer geregelten Arbeit nachgehen. ... und endlich Gitarre spielen lernen.
Hobbys/Interessen
- Vereinsarbeit bei den Guttemplern
- Suchtselbsthilfe
- Bin noch am Suchen ...