Selbstbeschreibung
Ich bin 62 Jahre alt, wohne in der Nähe von Frankfurt am Main und bin seit nunmehr 29 Jahren trockener Alkoholiker.
Bereits von klein auf gehörte der Alkohol zu unserer Familie. Es war die Zeit der Kegelvereine, in der sich die Leute zuhause eine Kellerbar bauten und diese auch ausgiebig nutzten. Bei diesen Feiern war auch ich immer dabei. Meine Aufgabe war es, das liebe und gut erzogene Kind zu sein und immer öfters die Bedienung für die Erwachsenen zu spielen. Irgendwann sollte ich dann auch einmal probieren - man wird ja groß. So war ich bei meinem ersten Schluck Alkohol gerade einmal zehn Jahre alt.
Als ich dann älter wurde, erhöhte sich auch mein Alkoholkonsum. Vor allem im Freundeskreis meiner ersten Ehefrau wurde ständig getrunken. Der Cognac gehörte einfach zum Leben dazu. Als meine Ehe in die Brüche ging, fiel ich in ein Loch und von dort an ging es für mich steil bergab. Erst fünf Jahre später erreichte ich dann meinen Tiefpunkt. Anschließend ging es bergauf, ich machte einen Entzug, den ich heute als Wendepunkt und Start in mein neues trockenes Leben ansehe.
Mittlerweile bin ich wieder verheiratet und habe drei erwachsene Kinder, von denen die beiden jüngeren meine "Saufzeit" Gott sei Dank nicht mitbekommen haben. Heute ist mir meine Familie unglaublich wichtig und ich fühle mich mit meinem Leben und Alter sehr verbunden und wohl.
Da ich selbst nie eine Selbsthilfegruppe besucht habe, bin ich zunehmend von den geballten Erfahrungen innerhalb der Selbsthilfegruppen, die ich in der letzten Zeit erleben durfte, beeindruckt. Hätte ich hiervon schon früher gewusst, wäre ich sicherlich auch schon früher in eine Gruppe gegangen.
Herausforderungen/Besonderheiten
Seit etwa zehn Jahren gehe ich regelmäßig in ein Frankfurter Gymnasium, um Schüler*innen der 8. Jahrgangsstufe von meinem Alkoholmissbrauch und von meinem Weg zur Abstinenz zu berichten. Die Workshops zur Prävention von Alkoholmissbrauch machen mir sehr viel Spaß und sind nicht nur für mich jedes Mal auf`s neue lehrreich. Auch für die Jugendlichen und die Lehrkräfte, die mir im Rahmen des Workshops Fragen stellen können, ist mein Besuch sehr aufschlussreich und kommt sehr gut an.
Hobbys/Interessen
Fotografie, Kasperletheater, Werken mit Holz, Camping, Musik, Singen, Fußball